Ein grenzenloses Zuhause
DIE STUTTGARTER ARCHITEKTEN STEPHAN FUCHS UND THOMAS WACKER SCHAFFEN MIT EINER KLAREN FORMSPRACHE, OFFENEN GRUNDRISSEN, BETONUNG DER HORIZONTALEN UND VIEL GLAS BESONDERE HÄUSER, DIE SIE ABER LIEBER ZUHAUSE NENNEN.
» Die Freiheit beginnt im Inneren. Im Inneren des eigenen Hauses. Wie viele Wände braucht es eigentlich für räumliche Trennungen zwischen privaten und gemeinschaftlichen Bereichen? Weniger, als man denkt. Das erinnert an das Bauhaus, jene kühne und avantgardistische Architektur- und Designschule der 1920er-Jahre, die das Wohnen neu gedacht hat. Mit offenen Grundrissen, natürlichem Licht und fließenden Grenzen zwischen drinnen und draußen. Gerade sind in Berlin und Potsdam zwei Architekten aus Stuttgart dabei, solche Häuser zu schaffen. Wieder einmal. Die Hauptwirkungsstätten von Stephan Fuchs und Thomas Wacker – kurz: Fuchs, Wacker. Architekten BDA – mögen im Süden Deutschlands liegen. Aber ihr mehrfach prämierter Stil hat sich herumgesprochen, bis an die Spree und über die nationalen Landesgrenzen hinaus, nach Italien, Südfrankreich und Südafrika.
»„Wir bauen keine Häuser, sondern schaffen ein Zuhause“, formuliert Thomas Wacker die Philosophie des Architekturbüros. Womit eigentlich alles gesagt wäre. Die Fuchs-Wacker-Architektur ist zutiefst menschlich. „Unsere Entwürfe entstehen durch Emotionen, über Proportionen und Blickachsen“, erklärt Thomas Wacker. Was konkret bedeutet, dass das Duo jeden Winkel eines Hauses, jedes Möbelstück aus verschiedenen Perspektiven durchdenkt. Jede Sicht, jede Flucht müsse Spaß machen, so ihr Credo. Die Entwürfe ähneln sich in der Formsprache. Klare Strukturen, die Gebäude meist zweigeschossig, Betonung der Horizontalen, eben das sorge für Eleganz und stimmige Proportionen.
» Das Zuhause, sagt Wacker, soll eine Bühne fürs Private sein, Bewohner und Gäste sollen sich wohl und sicher fühlen, was bei Bauten mit sehr großen, bodentiefen und deckenhohen Fensterfronten nicht unbedingt gegeben ist. Fenster-Shutters und beschichtetes Glas können da dienlich sein und eine offene Architektur mit Behaglichkeit verbinden. Ein Zuhause, Smart Living mit KNX ist dabei so selbstverständlich wie Strom- und Wasseranschluss, erwächst auch aus den Möbeln an den „richtigen“ Stellen. „Man braucht immer ein Gegenüber“, so Thomas Wacker, der auf (Natur-)Materialen wie Holz, Stein, Kalkputz und hochwertige Stoffe setzt, auf Spiel aus warmen und kühlen Materialien.
» Die Möbel sind zumeist Maßanfertigungen aus dem eigenen Designstudio. Dort können die beiden, die sich am Ende des Architekturstudiums im Stuttgarter Nachtleben in einer Bar kennengelernt und 1998 selbständig gemacht haben, neben den Entwurfsarbeiten auch Fertigungs- und Bauprozesse miterleben. Die Leidenschaft des Erschaffens geht bis zur Kunst. Statt einfach nur Werke zu kaufen, bitten sie ihre Auftraggeber, zehn für sie wichtige Stichworte aufzuschreiben. Drei Künstler und Künstlerinnen werden dann beauftragt, daraus eigene Werke zu erstellen. Die Ergebnisse sind entsprechend unterschiedlich. „Mancher Bauherr kauft schließlich trotz anfänglicher Skepsis alle drei Werke – ein Gänsehautmoment“, so Wacker. Oder er lässt sich anschließend sogar mehrere Wände von einer radikalen Graffiti-Künstlerin gestalten. » Ob es da noch ein „Traumhaus“ gäbe, das Fuchs, Wacker. Architekten BDA noch nicht entworfen haben? Thomas Wacker hätte da etwas. Er würde gerne eines Tages eine private Kunstgalerie entwerfen und bauen.
FUCHS, WACKER. ARCHITEKTEN BDA
Stephan Fuchs & Thomas Wacker
Am Westkai 9a
70327 Stuttgart
Tel 0711 . 3891 5530
buero@fuchswacker.de
Thomas Wacker, Geschäftsführer Stephan Fuchs, Geschäftsführer
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